Sonntag, 27. Januar 2008

Fürstin Zenobia: Die Herrscherin von Palmyra



Video über Palmyra bei Youtube
http://www.youtube.com/watch?v=UIaZV66PXVM

Leseprobe aus der CD-ROM "Superfrauen: 14 Bücher auf einer CD-ROM" von Ernst Probst:

Als eine der großen Herrscherinnen des Altertums gilt die Fürstin Zenobia (um 213–274), die nach dem Tod ihres Mannes von 267 bis 272 über das Reich von Palmyra regierte. Sie erweiterte ihr Herrschaftsgebiet beträchtlich, pflegte Kontakt mit Philosophen und regierte kurze Zeit sogar als Kaiserin. Ihrem glorreichen Aufstieg folgte ein bitterer Absturz, als sie sich vom Römischen Reich löste.

Zenobia (arabisch: Zinab, syrisch: Bathzabbai) kam um 213 als Tochter des Iulius Aurelius Zenobius zur Welt. Ihr Vater nahm 232 als Befehlshaber des römischen Kaisers Severus Alexander (208–235) am Perserfeldzug teil. Wenig glaubwürdig ist die von Zenobia postulierte dynastische Verbindung mit der ägyptischen Königin Kleopatra VII. die Große (69–30 v. Chr.)

Die aus einer romanisierten Familie stammende Araberin Zenobia wurde die zweite Frau von Septimus Odaenathus, des Stadtfürsten von Palmyra. Sein Reich lag in der syrischen Wüste und gehörte offiziell zum römischen Imperium. Palmyras Bevölkerung ernährte sich vor allem vom Handel, den man bis nach Indien und Rom betrieb.

260 geriet der römische Kaiser Valerian (um 190–260) bei Edessa – heute Urfa in der Osttürkei – in die Gefangenschaft der Perser und starb wenig später. Odaenathus übernahm 261 mit römischer Duldung und 262 im offiziellen Auftrag von Valerians Sohn, Kaiser Gallienus (218–268), als „Aufrichter des ganzen Ostens“ („corrector totius Orientis“) den Schutz des Ostens.

Ab 260 dehnte Odaenathus seine Herrschaft über Syrien, Mesopotamien und Kilikien aus. 262 und 266 führte er zwei Feldzüge gegen den persischen König Schapur (vor 220–272). Der Fürst von Palmyra fiel 267 in Emesa, dem heutigen syrischen Homs, einem Attentat zum Opfer. Danach übernahm seine Witwe Aurelia – wohl mit Duldung des römischen Kaisers Gallienus – für ihren ältesten Sohn, Vaballathus Athenodorus, von 267 bis 272 die Regentschaft. Um 267 wechselte Aurealia ihren Namen und hieß nun Septimia. 268 wurde Gallienus bei der Belagerung von Mediolanum (Mailand) ermordet und Claudius Gothicus sein Nachfolger.

Zenobia nutzte die krisenhafte Lage des römischen Reiches, die durch den gleichzeitigen Angriff der Goten auf die untere Donau und der Alemannen auf den Rhein entstanden war, für sich aus: Sie stieß um 269 in Kleinasien bis kurz vor Ankara vor, eroberte 270 Ägypten, nannte sich „Königin der Könige“ und erhob damit ideologisch Anspruch auf den römischen Osten.

270 starb der römische Kaiser Claudius Gothicus an der Pest. Sein Nachfolger wurde der Feldherr Aurelian (214–275). Zenobia ließ bis 271 Münzen mit dem Bild ihres Sohnes Vaballathus und des römischen Kaisers prägen. Vermutlich schloss sie aus der fehlenden Reaktion Aurelians, der vorläufig noch mit den Alemannen beschäftigt war, dass dieser ihre Politik akzeptierte.

Erst als Aurelian Ende 271 Kleinasien zurückeroberte und sich Syrien näherte, bezeichnete sich Zenobia als Augusta (Kaiserin) – vermutlich nicht vor Anfang 272 – und trat damit in schroffen Gegensatz zu Rom, weil dieser Titel den Anspruch auf die Herrschaft im ganzen römischen Reich beinhaltete. Sie hoffte auf Unterstützung durch die Perser, die allerdings ausblieb.

Als Zenobias Berater fungierte der neuplatonische Philosoph und Grammatiker Longinus (um 213–273). Er leitete von 250 bis 267 die Akademie in Athen und erzog ab 267 die Söhne Zenobias. Es war Longinus, der die Fürstin drängte, für das Reich von Palmyra die Autonomie durchzusetzen.

Zenobia unterstützte den altkirchlichen Theologen Paulus von Samosata, der seit etwa 260 Bischof von Antiochia war. Er betonte die Einheit Gottes so stark, dass er Christus nur als einen zu gottgleicher Würde erhobenen Menschen betrachtete. 268 wurde Paulus von Samosata kirchlich verurteilt, konnte sich aber noch einige Jahre halten, da er bei Zenobia ein hohes staatliches Amt bekleidete. 272 setzte man ihn als Bischof von Antiochia ab.

Über sich selbst sagte Zenobia, sie habe ihr Reich nicht so sehr durch Gewalt als vielmehr durch den Ruf einer gerechten und staatsmännischen Lenkung vergrößert. Alle Menschen seien dadurch in eine solche Bewunderung versetzt worden, dass einzelne ihrer Feinde sich entschlossen hätten, lieber untertänig zu bleiben, als in ihr eigenes Land zurückzukehren.

Von Zeitgenossen wurde Zenobia als schöne, kluge, gebildete und tatkräftige Frau geschildert, die fließend Latein, Griechisch, Syrisch und Ägyptisch sprach, die Werke von Homer und Platon las und eine Geschichte des Orients verfasste. Bei der Kleidung und beim Hofzeremoniell richtete sie sich nach persischen Vorbildern. Sie trug ein Diadem und einen Purpurmantel und trat mit Goldhelm und Panzer vor ihr Heer.

271 zog Aurelian gegen Zenobia in den Kampf. Trotz erbitterten Widerstandes verlor diese die Schlachten von Antiochia und Emesa. Im Frühjahr 272 eroberte Aurealian die Hauptstadt Palmyra.

Auf der Flucht zu den Persern geriet Zenobia am Euphrat in die Gefangenschaft der Römer. Auch ihr Sohn Vaballathus, ihr Berater Longinus und ihr Heerführer Zabdas fielen den Römern in die Hände. Longinus wurde als Urheber eines polemischen Briefs an Aurelian hingerichtet. Die besiegte Zenobia dagegen fand Gnade und sollte mit anderen vornehmen Gefangenen aus Palmyra nach Rom gebracht werden.

Über die Ereignisse von diesem Zeitpunkt an differieren die Geschichtsbücher. Einerseits heißt es, die stolze Zenobia habe bereits auf der Überfahrt nach Italien in den Wellen des Mittelmeeres den Tod gesucht. Andererseits ist nachzulesen, die besiegte Herrscherin sowie ihre beiden jüngeren Söhne Herennianus und Timolaos seien 274 beim Triumphzug Aurelians mit goldenen Ketten gefesselt durch die Straßen Roms geführt worden. Nach dieser Demütigung soll Zenobia zunächst auf einem Landgut bei Tibur und später noch lange im Kreis ihrer Angehörigen in Rom gelebt haben.

Palmyra wurde 273 nach einem erneuten Aufstand zerstört. Von der Größe und Pracht dieser Oasenstadt in der syrischen Wüste zeugen noch heute ihre Reste. Neben Baalbek im Libanon gilt Palmyra als bedeutendste Ruinenstadt des hellenistischen Ostens.

*

Bestellungen der CD-ROM "Superfrauen: 14 Bücher auf einer CD-ROM" bei:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3935718829/qid%3D1147200583/028-7008173-6006919

Keine Kommentare: